LIVING NATURAL


Montag

Die Zeit scheint zu rasen. Vielleicht lebe ich auch nur im Jetzt. Doch es ist gar nicht so lange her, da entdeckte ich Amsterdam. Fahrräder, Brücken, Grachten und das sanfte Grün der zu blühen beginnenden Bäume prägt mein Bild der Stadt. Wir schliefen in einem 'Bed no Breakfast' in einem typischen Amsterdamer Reihenhaus, die Treppen so steil, dass ich immer Angst hatte, runter zu purzeln. Als an Ostern die Sonne schien, während es zu Hause verrückterweise schneite, assen wir Frühstück auf dem Balkon mit Aussicht auf einen lauschigen, verwachsenen Innenhof. Wie kann es auch anders sein, mieteten wir Fahrräder - 'fietsen' in der Ortssprache - und rasten durch und über alle Strassen und Grachten der Innenstadt. Ich bin überzeugt, wir sahen dadurch viel mehr. Nein, man muss kein Fahrradprofi sein, um sich in Amsterdam auf die Strassen zu trauen, insgeheim haben immer die Räder Vortritt. Wie es die Tradition verlangt stiegen wir auf einen Kirchenturm, wegen spärlichem Andrang und der Behauptung Studentin zu sein billig und privat geführt. Genau wie unten regnete es auch oben, aber die schönen Grachten versteckten sich hinter den Dächern. Wir staunten, lachten und kriegten uns fast nicht mehr ein wegen dem omnipräsenten Marihuana-Geruch, aber fanden es gar nicht lustig, Frauen wie Hunde eingesperrt und ausgestellt in roten Schaufenstern zu sehen. Man traut sich gar nicht hinzugucken. Das einzige Mal, das mich zum schmunzeln brachte, waren die Prostituierten im Haus direkt neben der Kirche. So ist Amsterdam; frei, offen, tolerant und ein Dorf.

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